Weniger ist mehr – Pausen
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Kurs “Hunde – Basiskurs”. Weitere Informationen zum Kurs und zur Buchung findest du in der Kursübersicht.
Bevor wir im nächsten Kapitel endlich zu den praktischen Übungen kommen, möchte ich an dieser Stelle noch ein paar Worte zu einem in meinen Augen viel zu oft vernachlässigten Thema sagen:
Pausen.
Vielleicht hast du sie selbst schon gesehen: die überdrehten Hunde, die beim Clickern scheinbar mit Verhaltensangeboten nur so um sich werfen? Die ihre Menschen anstupsen oder in die Futtertasche beißen, wenn der Mensch sich mal einen Moment unterhalten möchte? Hunde, die wie übermüdete Kinder gar nicht zur Ruhe kommen können und ggf. ihren Menschen sogar anbellen, anspringen oder in die Leine beißen?!
Kein Grund zur Sorge!
Die beschriebenen Verhaltensweisen resultieren im Normalfall daraus, dass gerade zu Beginn des Clickertrainings nicht ausreichend Wert auf die Einführung und Gestaltung von Pausen und klaren Strukturen gelegt wurde.
Das kann man durch einen durchdachten Übungsaufbau von Anfang an vermeiden. Aber auch wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist, helfen dir die nächsten Punkte dabei, wieder Ruhe in dein Training zu bringen.
Arbeite dort wo du kannst und nicht dort wo du nicht kannst. Falls du dir noch nicht sicher bist, wie du Hund, Clicker, Futter und alles andere handhaben sollst, suche dir einen Trainingsbereich, an dem der Hund ruhig bleiben kann, ohne gleich auf 180 zu geraten. Wähle einen Ort, an dem sonst keine Aufregung herrscht oder etabliere einen neuen Ort, wenn alle bisherigen Trainingsorte von Unruhe geprägt sind.
Zähle deine Leckerchen ab. Lege deine Leckerchen außerhalb der Reichweite deines Hundes bereit. Fülle immer nur eine abgezählte Anzahl (zum Beispiel 10 Stück) in deine Futtertasche. Sobald die Leckerchen verbraucht sind, gibst du deinem Hund ein Zeichen – zum Beispiel das Zeigen der leeren Handflächen und das Stimmsignal “Pause” oder “Ende” – und verlässt kurz den Arbeitsbereich, um deine Tasche aufzufüllen. In dieser Zeit kannst du später im Training auch überlegen, was im vorherigen Durchgang gut gelaufen ist und was verändert werden sollte.
Lieber mehrere kurze Einheiten als eine lange. Du brauchst nicht eine Stunde am Stück zu trainieren, damit dein Hund die Übung versteht. Mehrere kurze Einheiten, wie zum Beispiel 3 x 10 Leckerchen, sind oft vollkommen ausreichend. Danach könnt ihr etwas anderes machen, zum Beispiel Spazierengehen, Spielen oder eine ausführliche Kuscheleinheit.
Gib dem Hund in der Pause etwas zu tun. Nichts ist schlimmer als untätig herum zu sitzen. Ein gefüllter Kong, etwas Trockenfutter im Gras oder ein Kauartikel eignen sich gut, um dem Hund das Warten schmackhaft zu machen.
Ein paar Leckerchen auf dem Boden vermeiden Frust in der Pause und das Schnüffeln kann deinem Hund dabei helfen zu entspannen
Ruhiges Verhalten als Bedingung. Mache es dir zur Gewohnheit alle Übungen nur zu beginnen, wenn dein Hund ruhig und aufmerksam ist. Guckt er sich gerade in der Gegend um oder bellt aufgeregt? Warte einfach einen Moment oder verlasse für ein paar Sekunden den Trainingsort. Sobald dein Hund sich dir wieder zuwendet bzw. ruhig ist, kannst du mit der Übung weitermachen. Sollte Dein Hund nach zweimaligen Verlassen des Trainingsortes immer noch sehr aufgeregt sein, dann überprüfe die vorherigen Punkte nochmals.
Gönne dir selber eine Pause
Wenn du merkst, dass du unkonzentriert wirst oder dass etwas nicht so klappt, wie du es dir vorher gedacht hast, gönne dir eine Pause. Es ist kein Versagen eine Übungseinheit abzubrechen und lieber einen gemütlichen Spaziergang zu machen. Wir alle haben mal einen schlechten Tag. Dein Hund übrigens auch. Und es geht nicht immer nur darum, Ziele abzuarbeiten.
Mit dem Hund in der Natur spazieren zu gehen, ist für mich einer der beruhigensten und meditativsten Momente. Dann kann ich durchatmen und dem Hund dabei zusehen, wie er schnüffelt und die Welt erkundet. Danach kann ich dann auch wieder erholt und konzentriert durchstarten.